Chronik

Chronik des Bezirksverbandes der Bottroper Kleingärtner

Wer heute nach 90 Jahren in den Annalen des Bezirksverbandes blättert, der kommt an dem Namen WALTER HÖFER nicht vorbei. Er war für Bottrop der Pionier der Kleingärtner. In den wirtschaftlichen Notjahren vor dem 2. Weltkrieg rief er zur Selbsthilfe auf, als die Arbeitslosigkeit zu enormen Dimensionen anstieg. Jeder versuchte aus einem kleinen Stückchen kargen Boden einen Acker zu machen, um darauf Gemüse und Kartoffeln als zusätzliche Aufbesserung für seinen Lebensunterhalt anzubauen. Damals rief Walter Höfer die Männer zu einer Gemeinschaft zusammen, sammelte Unterschriften für die Planung einer Kleingartenanlage  Am Beckramsberg.

 Walter Höfer fand mit dieser Planarbeit bei der Stadtverwaltung Gehör und der erste Schritt zur ersten Keingartenanlage auf Bottroper Boden war getan. Im Jahre 1930 war es dann soweit. Unter Hunderten von Bewerbern wurden die ersten 50 Gärten AmBeckramsberg ausgelost. Mit Hacke und Spaten machten. sich die neuen Gartenbesitzer daran, dieses Brachland für den Gemüseanbau zu kultivieren.

Walter Höfer als Initiator dieser Idee wollte jedoch mehr als einen Zusammenschluss von Grabelandpächtern. Er wollte einen Verein, um durch eine feste Gemeinschaft mehr zu schaffen. So schlossen sich die 50 Gartenbesitzer dann 1930 zusammen zum Kleingärtnerverein  Am Beckramsberg. Es war dann eine Selbstverständlichkeit, dass man Walter Höfer zum ersten Vorsitzenden wählte.

Die Vereinsgründung machte auch in anderen Stadtteilen Schule, wie z.B. Batenbrock, Boy, Welheim und Ebel. Dabei war Walter Höfer natürlich ein gefragter Ratgeber. So entstanden mit Unterstützung der Stadtverwaltung und des Gartenbauamtes bis 1932 aus Brachland insgesamt Neun Gartengemeinschaften. Nichts war jetzt naheliegender, als sich als geschlossene Einheit d.h. als Stadtverband Bottrop dem Landesverband Westfalen der Kleingärtner anzuschließen. Am 17. August 1932 wurde die Gründungsversammlung einberufen und der STADTVERBAND BOTTROP E.V. aus der Taufe gehoben. Alle neun Vereine waren mit ihren Delegierten vollzählig erschienen und Walter Höfer  wurde einhellig als 1. Vorsitzender gewählt.

Wie so viele, so mussten auch die Kleingärten in den Jahren von 1933 bis 1945 sich Gleichschaltungen und Veränderungen in ihren Anlagen gefallen lassen. Viele Gärten mussten Federn lassen oder ganz verschwinden. Aus der Gründerzeit sind bis heute verblieben:  

Am Beckramsberg     1 9 3 0

Beckheide           1 9 3 2

Krähenbusch         1 9 3 2

Batenbrock          1 9 3 2 

Teile der restlichen Vereine schlossen sich zu einer Gartengemeinschaft unter dem Namen  JOHANNESTAL zusammen. 

Durch Kriegseinwirkungen des zweiten Weltkrieges sind sehr viele Gärten in Mitleidenschaft geraten. Den meisten Schaden hatte wohl die Anlage BECKHEIDE zu beklagen. Von 1939 bis 1945 waren hier verschiedene Flakbatterien installiert. In harter Arbeit haben dann die Kleingärtner nach Kriegsende einen großen Teil der Spuren dieser unseligen Zeit beseitigt. 

Der Stadtverband mit seinem Vorsitzenden Walter Höfer, sowie alle Kleingärtner hatten nach dem Chaos des zweiten Weltkrieges nicht den Mut verloren. Viele total ausgebombte Kleingärtner bezogen ihr kleines Gartenhäuschen, soweit es noch möglich war, als Notwohnung. Aber allgemein griff man wieder zum Spaten und zur Hacke, um die Kleingartenanlagen in Ordnung zu bringen. Es dauerte dann auch gar nicht mehr lange und die ersten Blumen blühten schon wieder in den Gärten.

Walter Höfer arbeitete weiterhin unermüdlich für seine Kleingärtner und den Stadtverband, bis 1957. Dank seiner Arbeit und natürlich auch der Unterstützung der Stadtverwaltung und des Gartenbauamtes gab es zu dem Zeitpunkt 12 Kleingartenanlagen im Stadtgebiet. Zu seinem Nachfolger wählten dann die Delegierten der Vereine am 19. Februar 1961 RUDOLF HOLLAENDER. Über 11 Jahre lang leitete er dann mit Tatkraft und Energie den Stadtverband.

Viele Sanierungsarbeiten in den gealterten Anlagen gehen auf sein Konto. Während seiner Amtszeit entstand dann auch die größte Bottroper Kleingartenanlage NAPPENFELD. Durch Kontaktpflege mit anderen Stadtverbänden schuf er die Möglichkeit, Kleingartenanlagen in näherer und weiterer Umgebung zu besichtigen. Dadurch bekamen die Bottroper Kleingärtner neue Anregungen und Impulse für ihre eigene Arbeit. 

Wir gedenken ihrer in dankbarer Erinnerung, für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle des Stadtverbandes und somit aller Kleingärtner. 

Unter dem nachfolgenden Vorsitzenden Franz GodeckAlfred Linke, Heinz Aus der Wiesche, Heinz Marschalleck UND THOMAS KLUCZKA setzte sich die Aufwärtsentwicklung des Bottroper Kleingartenwesens weiter fort. Der Bezirksverband zählt zur Zeit 15 Vereine im Stadtgebiet. Die erheblich gewachsenen Aufgaben des Vorstandes machten es dringend notwendig, eine Geschäftsstelle einzurichten. Unter dem Vorsitz von Alfred Linke wurde im September 1984 in der Kleingartenanlage Nappenfeld der erste Spatenstich getan. Viele Kleingärtner trugen durch ihre Arbeit dazu bei, dass im Mai 1985 die Einweihung erfolgen konnte. Seitdem hat der Vorstand bessere Arbeitsmöglichkeiten und die Vereine haben eine Anlaufstelle. Der danach folgende starke Anstieg des Geschäftsbetriebes machte es notwendig die Geschäftsstelle zu erweitern. Die im September 1988 begonnenen Arbeiten konnten im Mai 1989 abgeschlossen werden. Unter Leitung des Bezirksverbandes wurden auch diese Arbeiten durch tatkräftige Mitarbeit der Kleingärtner durchgeführt. Seitdem finden auch die Vorsitzendenkonferenzen und Fachberaterausschusstagungen hier statt. 

1984 erhielt die Anlage Am Beckramsberg 17 neue Gärten dazu. 1985 mussten durch die Erweiterung der Autobahn A 2 einige Gärten in der Anlage Eigenhof weichen. An anderer Stelle wurden jedoch 12 neue Gärten errichtet. 

In dem gleichen Jahr wurde die Anlage Nappenfeld um 12 Gärten erweitert. In der Zeit von 1984 ‑ 1985 entstanden auf der ehemaligen Mülldeponie Am Quellenbusch 81 Gärten. Die Gartenfreunde des 1981 gegründeten Vereins Am Quellenbusch konnten nun endlich ihre eigene Scholle kultivieren. Im Norden unserer Stadt, der zwar überwiegend ländlich geprägt ist, wurde 1982 der Verein Grafenwald gegründet. In der Zeit von 1985 bis 1986 entstand dann die Anlage mit 38 Gärten. Auch der Verein Am Timpenkotten konnte 1985 sein Gelände um 12 Gärten vergrößern. 

Unsere letzte Neuanlage entstand von 1988 ‑ 1989 in Kirchhellen Mitte. Für 65 Kleingärtner begann nunmehr die praktische Arbeit vor Ort. Seit 1982 hatten die Mitglieder des Vereins In der Bräuke auf diesen Augenblick gewartet. Letztendlich wurde im Ortsteil Boy durch die Anlage eines neuen Gewerbegebietes die Kleingartenanlage An der Boye im Jahr 1990 um 15 Gärten vergrößert. Mit Freude blickt der Bezirksverband auf diese positive Entwicklung der letzten Jahrzehnte zurück. Für die Unterhaltung der Anlagen, die ja auch in großem Maße der Erholung aller Bürger dienen, sowie der fachlichen Schulung der Kleingärtner, stellt die Stadt dementsprechende Mittel zur Verfügung. Hierfür sei dem Rat und der Verwaltung der Stadt Bottrop an dieser Stelle herzlichst gedankt. 

In den monatlichen Fachberatungen des Bezirksverbandes vermitteln Fachberater Gartenfreundinnen und Gartenfreunden das erforderliche Rüstzeug. Durch Studienfahrten, Gartenbegehungen und einem großen Angebot an Fachliteratur kann der Einzelne sein Wissen festigen und erweitern. Die Frauenfachberaterin des Bezirksverbandes vermittelt den Frauengruppenleiterinnen der Vereine jeden Monat ihr Wissen durch Bastelarbeiten, Koch‑ und Backrezepten sowie Verarbeitung von angebauten Gemüse oder Obst und führt Diskussionen über allgemeine Probleme durch. 

In den Vorsitzendenkonferenzen praktiziert der Bezirksverband die lebendige Gemeinschaft mit den Vereinen.

Zur Zeit sind es 15 Kleingartenvereine: 

 

AM BECKRAMSBERG  Gründung 1930

AM LIESENFELD    Gründung 1933

AM QUELLENBUSCH  Gründung 1981

AM TIMPENKOTTEN  Gründung 1964

AN DER BOYE      Gründung 1947

BATENBROCK       Gründung 1932

BECKHEIDE        Gründung 1932

BOVERHEIDE       Gründung 1954

EIGENHOF         Gründung 1934

GRAFENWALD       Gründung 1982

IN DER BRÄUKE    Gründung 1982

JOHANNESTAL      Gründung 1932

KRÄHENBUSCH      Gründung 1932

NAPPENFELD       Gründung 1956

OVERBECKSHOF     Gründung 1934



Der gesamte Vorstand sorgt zur Zeit für ca: 2050 Mitglieder, wovon ca: 900 Ehegattenmitglieder sind. Durch ihre Arbeit in den Gärten praktizieren sie eine sinnvolle Freizeitgestaltung und pflegen gleichzeitig wichtiges öffentliches Grün. Damit verbunden ist die Erhaltung von Gesundheit und Lebensfreude, sowie eine Steigerung der Lebensqualität. Alle persönlichen und öffentlichen Mittel, die in diese Arbeit investiert werden, tragen zu einer besseren Zukunft bei. 

In gemeinschaftlichem Miteinander werden wir auch das nächste Jahrzehnt tatkräftig gestalten und dafür sorgen dass das Leben auch weiterhin lebenswert bleibt.